Schon in den ersten Schuljahren zeigt sich, wie unterschiedlich Kinder mit Zahlen umgehen. Manche finden rasch Zugang zu Mengen, Strukturen und Beziehungen, andere verlieren früh den Überblick. Auffällug wird es oft erst, wenn Aufgaben nicht mehr durch Zählen oder „Rechentricks“ zu bewältigen sind. Dann zeigt sich, ob ein Kind tragfähige Zahlvorstellungen aufgebaut hat, auf die es zurückgreifen kann.
Typisch sind Situationen, in denen Kinder teilweise richtige Ergebnisse ermitteln, während ihnen ganz offensichtlich falsche Ergebnisse gar nicht auffallen. Oder sie benötigen immer wieder eine Erklärung, wie sie etwas rechnen können, bevor sie mit der Bearbeitung starten. „Zuhause hat es geklappt, aber in der Mathearbeit war alles weg“ ist eine häufige Rückmeldung, die wir von Eltern erhalten. Das Tückische ist, dass durch die teilweise richtigen Ergebnisse unsichere oder bruchstückhafte Vorstellungen beim Kind überdeckt werden. Hilfsstategien überdecken vorhandene Lücken oft eine ganze Zeit lang, bis die Aufgaben komplexer werden. Die beschriebenen Schwierigkeiten sind kein Zeichen mangelnder Begabung, sondern eine logische Konsequenz aus den vorhandenen Verständnislücken.
Besondere Schwierigkeiten beim Rechnenlernen (manchmal auch mit dem Begriff Rechenschwäche oder Dyskalkulie bezeichnet) verschwinden nicht von selbst, aber sie lassen sich gut bearbeiten, wenn man das Denken des Kindes versteht. Genau dort setzt die Förderung an.

